Wodka

Wodka - rein und klar soll er sein

Die klare Nummer 1

Gleich ob man die russische Bezeichnung oder die polnische zu Rate zieht, in beiden Fällen ist der Wodka, das „Wässerchen“, nämlich die Verkleinerungsform von Wasser. Denn klar und rein wie Wasser muss ein guter Wodka sein. Debattiert wird zudem, ob nun Wodka oder Vodka die richtige Schreibweise sei. Im Polnischen heißt es auf jeden Fall Wodka. Die Variante mit dem V ergibt sich aus der Übertragung des russischen „?????“ ins lateinische Alphabet. Die einen machen aus dem kyrillischen B ein W, die anderen dagegen ein V. 

Übrigens können beide Länder, Polen und Russland, mit zahlreichen historischen Urkunden und Erwähnungen nachweisen, dass sie über eine jahrhundertealte Wodka-Tradition verfügen. Wer nun der erste Wodka-Erzeuger gewesen ist, interessiert wahrscheinlich nur noch die Russen und die Polen selbst. Längst ist der Wodka eine internationale Spirituose geworden.

EU-Spirituosenverordnung als Friedensstifter

Als sich die EU daran machte, im Rahmen der Spirituosenverordnung genau zu definieren, was einen Wodka gesetzlich ausmacht, standen Russland und Polen plötzlich auf derselben Seite. Unterstützt von den skandinavischen Länder forderten sie ein, Wodka dürfe nur eine Spirituose sein, die aus Kartoffel, Getreide oder Melasse gebrannt werde. Der Auslöser dieser Debatte war ein neuer französischer Wodka, der aus Weintrauben destilliert wurde. Im Übrigen ist es dem deutschen Europaabgeordneten Horst Schnellhardt zu verdanken, dass ein Kompromiss gefunden wurde. Seitdem gilt: Wird der Wodka nicht aus Kartoffel, Getreide oder Melasse destilliert, sondern aus einem anderen Rohstoff, darf dieser Brand zwar Wodka heißen, muss aber ausdrücklich auf dem Etikett darauf hinweisen, aus welcher Frucht er erzeugt ist.

Dem Wodka hat diese Öffnung gut getan, da auf einmal auch über den geschmacklichen Eigencharakter des Wodkas geredet wurde und nicht nur über das Ideal der Klarheit und des Purismus ohne jedes Geschmacksbeiwerk. Überboten sich die großen Wodka-Marken eine Zeit lang in ihren Filtrationsmethoden, um dem absoluten Reinheitsgebot zu entsprechen, rücken plötzlich auch andere Aspekte in den Blick. Kältefiltration, Filtration mit Aktivkohle oder Birkenkohle, mit Quarzsand oder gar mit Gold, Platin und Diamanten sind nicht mehr alles. Vor allem die Güte der Grundzutat, die durchaus ein wenig Geschmack in den Wodka tragen darf, sowie das besondere Wasser, mit dem ein Wodka auf Trinkstärke gebracht wird, sprechen nun bei der Wodka-Erzeugung mit. Den Konsumenten und Wodka-Fans soll es recht sein.


Der Wodka-Gürtel oder hinaus in die Welt

Ein großer Fehler, mit Wodka nur die beiden Stammländer Polen und Russland zu verbinden. Auch in den USA und Kanada, in den Skandinavischen Ländern und mittlerweile auch in Frankreich haben die Wodka-Destillerien ihr Zuhause. Nicht zuletzt ist Deutschland zu nennen, wo sowohl große Wodka-Marken als auch Craft-Wodkas ihr Zuhause haben. Zusammen genommen bilden diese Länder – in etwa – den sogenannten Wodka-Gürtel. Aus diesen Spirituosen-Breiten kommt alles, was Rang und Namen hat: von den weltbekannten Marken bis hin zu den vielen Geheimtipps und echten Premium-Spirits. Die Wodka-Welt ist so vielfältig, dass sie jedem Genießertypus eine Heimat bietet.

Grund dafür sind letztlich politische Umstände. Nicht erst die Kommunisten machen den Wodka-Erzeugern mit Auflagen und Verboten das Leben schwer. Das gab es schon im Zarenreich, doch dieses Mal wandert viel Wodka-Know how einfach ins Ausland ab. In der Folge entstehen in Nordamerika und einigen europäischen Ländern Wodka-Marken, die bis heute bekannt sind. Denn der Beliebtheit des Wodkas tut die neue Herkunft keinen Abbruch. Wodka hatte 2021 in Deutschland einen Anteil von 15,5 Prozent am Gesamtmarktangebot aller Spirituosen, (Stand 2021, Quelle: Daten aus der Alkoholwirtschaft 2022 des BSI).
 


Wodka: mehrfach gebrannt und filtriert

Wodka bleibt der Rationalist unter den Spirituosen. Bei seiner Herstellung geht es nicht um aromatische Vielschichtigkeit, ein Spektakel an der Nase und im Mund. Der Wodka soll eigentlich klar sein, rein und absolut sauber. Deshalb ist mehrfaches Brennen des Destillats und aufwändiges Filtrieren quasi Pflichtprogramm, selbst wenn das einige neue Wodkas inzwischen anders sehen. Sie suchen den Geschmack der Grundzutaten – eine andere Definition von rein. Es soll spürbar sein, ob der Wodka beispielsweise aus Roggen oder Kartoffel erzeugt ist. Einig ist man sich jedoch darin, dass Lagerung und Reife beim Wodka nur eine untergeordnete Rolle spielen. Holzfässer kommen nicht in Frage, also wandert der Wodka zur Lagerung in geschmacksneutrale Tanks und Gefäße aus Stein, Edelstahl oder Glas. 

Es ist dieser Purismus, der Wodka zum Großmeister unter den Cocktails macht. Keiner erfüllt die Rolle besser, die anderen Zutaten des Drinks so vorteilhaft in Szene zu rücken – ganz ohne eigene Ansprüche. Deshalb ist der Wodka nicht nur Pflichtprogramm in der Cocktail-Welt wie beim Moscow Mule, einem Cosmopolitan oder der Bloody Mary. Er ist stets auch eine Alternative, um die angestammte Spirituose in bekannten Cocktails zu ersetzen oder zu ergänzen. Bestes Beispiel ist der James Bond untergeschobene Dry Martini Twist mit Gin und Wodka.

Flavoured Wodka: da geht was

Im Wodka sind keinerlei Zusatzstoffe erlaubt, um dem Destillat Extra-Geschmack einzuhauchen. Wird der Wodka also zusätzlich mit Beeren oder anderen Früchten aromatisiert, ist das auf dem Etikett deutlich zu benennen. Erlaubt sind beim aromatisierten Wodka das Süßen, Mischen, Aromatisieren, Reifen und Färben des Destillats. 

Der Mindestalkoholgehalt für Wodka wie auch aromatisierten Wodka beträgt 37,5 Prozentvolumen. Das will beim maßvollen Genuss dieser Spirituose bedacht sein, gleich ob sie in einem Cocktail oder pur im traditionellen Stopka-Glas daher kommt. Aber dem Vergnügen kann dies keinen Abbruch tun. Auf der Suche nach der absoluten Reinheit im traditionellen Sinne oder im neuen Wodka-Stil mit feinen Spuren seines Ursprungs.


Maßvoll genießen: Kilokalorien und Kilojoule

Tatsächlich kein wirkliches Kriterium bei der Wahl des Wodkas, aber dennoch an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich erwähnt: Der Genuss von Spirituosen ist mit der Aufnahme von Kalorien verbunden. Im Fall des Wodkas sind dies bei 20 Milliliter 41 Kilokalorien oder 172 Kilojoule. Auf 100 Milliliter umgerechnet entsprechen dem 207 Kilokalorien oder 858 Kilojoule. Und die 100 Milliliter-Angabe macht beim Wodka Sinn, denn das traditionelle Glas für das pure Wodka Genießen, die Stopka, fasst nun einmal so viel. Leider gibt es noch keine Maßeinheit für Genuss, die man diesen Zahlen entgegenhalten könnte. Aber Zahlen sind eh fehl am Platz, wenn es um Spirituosenvergnügen und ein gutes Wässerchen geht.