Das Geschmacksbild eines Korns/Kornbrands erinnert an einen ganz jungen Whisky, obgleich der Korn fruchtiger als der Whisky daherkommt und daher geschmacklich näher am Getreide bleibt. Die Verwandtschaft zwischen Korn und Whisky wird in sensorischer Hinsicht deutlicher, sobald der Korn im Holzfass reift. Zum einen bringt das Fass Farbe ins Spiel, zum anderen sorgt die Lagerung im Holz für mehr Vielschichtigkeit und Balance im Destillat. Ein Schluck eines solchen Korns erinnert daher noch stärker an Whisky. Wer mehr zur milden Seite tendiert, sollte einen Weizenkorn probieren. Für die aromatische Fraktion empfiehlt sich eher ein Korn aus Roggen.
Auch bei Korn/Kornbrand lautet das Gebot eines maßvollen Genusses, da der Alkoholgehalt nicht zu unterschätzen ist. Mit dem Genuss eines Korns mit 32 % vol Alkoholgehalt gehen bei 20 ml 35 Kilokalorien oder 146 Kilojoule einher. Bei einem Kornbrand mit 37,5 % vol Alkoholgehalt werden daraus 41 Kilokalorien oder 172 Kilojoule.
Alte Tugenden neu entdeckt
Korn bedeutet Genuss und Geselligkeit. Dies umso mehr, wenn er im sog. „Herrengedeck“ serviert wird und als „Kurzer“ oder „Klarer“ den hochgeistigen Begleiter zu einem Glas Bier abgibt. Allen Unkenrufen zum Trotz erfreut sich dieses traditionsreiche Doppel nach wie vor großer Beliebtheit. Doch der Korn ist auch solo quicklebendig und profitiert davon, dass er inzwischen in Qualitäten erhältlich ist, die Spirituosen-Fans ins Schwärmen bringen. Neue Produkte stehen heutzutage häufig an prominenter Stelle im Spirituosenregal und keineswegs mehr ganz unten. Ein guter Korn, gerne auch ein gut gelagerter, lädt zum puren Genuss ein und ist eine Wiederentdeckung wert.
Doch Korn hat nicht nur in Deutschland Tradition. Gerade abseits der regionalen Hochburgen feiert er aufgrund seines hohen Qualitätsanspruchs ein Revival als Premium- und Craft-Spirituose. Dazu trägt auch bei, dass sich viele der neuen Kornbrände gleichfalls als Zutat für klassische Cocktails anbieten. Mit „Mixability“ haben es Spirituosen heutzutage leichter, den Weg in das Glas der Connaisseure und Neugierigen zu finden. In einigen Bars hat der Korn daher auch schon Wodka als Zutat für einen „Moscow Mule“ oder „Cosmopolitan“ verdrängt. Die angestammte „Generation Korn“, die eher abends in die Kneipe als in die Bar geht, bildet auch heutzutage immer noch eine nicht zu unterschätzende konsumentengruppe.
Der Korn kann sich durchaus mit der Karriere des deutschen Gin messen lassen. So hat er mit einem authentischen Bezug zur Heimatregion, hoher Qualität und Experimentierfreude, aber auch mit guten Geschichten rund um Gründer, Brenner und Marken durchaus vergleichbare Erfolgskriterien zu bieten. Sogar ein ökologisches Plus aus alten Zeiten führt der Kornbrand im Banner, das auf den Namen „Schlempe“ hört. So bezeichnet man die Rückstände des Brennvorgangs, die als natürliches, eiweißreiches Viehfutter begehrt sind. Auf diese Weise wird das eingebrachte Korn komplett genutzt - und der Bio- und Genießer-Kreislauf schließt sich. Korn kann man daher als eine durch und durch „runde Sache“ bezeichnen.