Aufbruch: vom gelagerten Korn zum deutschen Whisky
Ende des 18. Jahrhunderts erschien in Straßburg das Buch „Über das Brandtwein Brennen“, das auch eine Anleitung zur Herstellung eines „Irländischen Usquebah“ enthielt. Der Name bezieht sich auf das keltische „Uisge Beatha“, das Wasser des Lebens – sprich Whisk(e)y. In der Oberpfalz wurde 25 Jahre später erstmals ein „Brauner Bauerkorn“ angeboten, der mittlerweile als erster deutscher Whisky angesehen wird. Tatsächlich sind Kornbrand und Whisky enge Verwandte, da es sich bei beiden um Getreidebrände handelt. Kommt bei einem Korn noch die Lagerung im Fass dazu, ist der Weg zum Whisky nicht mehr weit.
In den 1980er Jahren, vereinzelt schon früher, verschrieben sich auch die ersten deutschen Brenner dem Projekt Whisky. Doch es dauerte noch bis 2007, bis am bayerischen Schliersee die erste deutsche Brennerei entstand, die sich exklusiv dem Whisky widmet. Mittlerweile gibt es weit über 100 Brennereien in Deutschland, wobei die Anzahl an Brennereien wächst, die bereits lang gelagerte Qualitäten anbieten können. Auf einen zehn oder auch zwölf Jahre gereiften Whisky aus deutschen Landen zu treffen, ist mittlerweile kein Glücksfall mehr. Hervorzuheben ist zudem, dass die deutschen Whiskybrenner die Besonderheiten der Region ebenso im Blick haben wie die internationale Bühne.
Faktor Fass: Innenansichten eines Whisk(e)ys
Ohne Fass geht es nicht. Das Fass trägt die Farbe in die Spirituose und sorgt für mehr Vielschichtigkeit, aber auch Ausgewogenheit. Zum einen geht es natürlich um die Dauer der Fassreife. Nach EU-Recht ist grundsätzlich eine Reife von drei Jahren vorgeschrieben, wobei jedoch die besten Destillate deutlich länger im Holz lagern und dies auch stolz auf ihren Labels ausweisen. Entscheidend ist zudem, aus welchem Holz die Fässer gefertigt wurden, wie stark die Innenseite mit offener Flamme „getoasted“ wurde und was eventuell zuvor in dem Fass gelagert wurde. Es handelt sich bei der Fasslagerung daher um eine durchaus komplexe Angelegenheit, von den Experten auch nüchtern „Cask-Management“ genannt.
Eichenholz ist für die Fässer die erste Wahl, weil es sich für die Mikrooxidation, d. h. den Austausch von Luft durch das fein poröse Holz, besonders eignet. Amerikanische Eichen wachsen gerader als die europäischen und sind daher leichter zu verarbeiten. In Japan greifen die besten Destillerien gern auf das Holz der Mizunara-Eiche zurück. Für amerikanische Bourbons sind stets neue Fässer vorgeschrieben, in denen noch keine andere Spirituosen oder sonstigen Flüssigkeiten gelagert wurden. Diese „Virgin Oaks“ sind zwar in den USA nur einmal im Einsatz, wohingegen die gebrauchten Bourbon-Fässer in anderen Whisky-Ländern sehr beliebt sind, um die eigenen Destillate darin in einer Zweitbelegung reifen zu lassen. Ähnliches gilt für gebrauchte Portwein-, Sherry- und Weinfässer, wobei diese meist in der letzten Reifephase zum Einsatz kommen und dem Endprodukt zusätzliche Geschmacksnuancen einhauchen.