BSI Aktuell Nr. 9/2024
Bonn (BSI) – Die Bilanz des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e. V (BSI) für das Jahr 2023 fällt positiv aus, „auch wenn wir von vielen Krisen, die uns umgeben, natürlich auch betroffen sind“, so BSI-Geschäftsführerin Angelika Wiesgen-Pick, die das Jahr 2023 für die deutsche Spirituosen-Industrie wie folgt zusammenfasst:
„Fachkräftemangel, Inflation, Energiepreise, Rohstoffverteuerung sowie Bürokratie fordern die Spirituosenbranche in Deutschland. Premium-Spirituosen liegen weiterhin im Trend, auch wenn der Pro-Kopf-Konsum etwas zurückgeht. Zu beobachten ist, dass das Thema ‚no & low spirits‘ an Fahrt gewinnt. Wir konnten zudem beobachten, dass Spirituosen weiterhin zu den umsatzstarken Warengruppen im LEH gehören, bei einer leicht rückläufigen Außenhandelsbilanz für Spirituosen“.
Das „Jahr der Herausforderungen“ 2023 brachte auch für den Spirituosenmarkt kein einheitliches Bild: Zwar gehörten Spirituosen im Jahr 2023 erneut zu den umsatzstarken Warengruppen im Lebensmittel-Einzelhandel (Distribution rund 76 Prozent) – mit leicht positivem Umsatzergebnis (1,4 Prozent), jedoch bei rückläufiger Nachfrage (ca. 4 Prozent 2023/2022 – gemäß Marktforschung NielsenIQ [Germany] GmbH). Stabil blieben auch die weiteren Distributionskanäle wie Gastronomie, Fachhandel etc. (rund 24 Prozent) im vergangenen Jahr. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Spirituosen ging dabei um 0,1 Liter bzw. 1,9 Prozent auf 5,1 Liter zurück. Auf dem deutschen Markt wurden 2023 rund 710 Millionen Flaschen à 0,7 Liter angeboten. Damit ist der deutsche Spirituosenmarkt weiterhin der größte innerhalb der EU (ca. 8 Prozent).
„Das Jahr 2023 hat erneut gezeigt, dass Prognosen in die Zukunft immer schwieriger werden“, so Angelika Wiesgen-Pick. Auch die Daten zur Käuferreichweite und zur uneinheitlichen Verbraucherstimmung zeigen, dass ein Ausblick auf 2024 nur schwer möglich ist. So kauften im Jahr 2023 rund 69 Prozent aller Haushalte in Deutschland mindestens einmal Spirituosen ein. Die Käuferreichenweitenverluste zum Vorjahr ergeben sich – nach Angaben der Consumer Panel Germany GfK GmbH – über alle Haushalte hinweg mit Schwerpunkt bei jüngeren Haushalten.
„Eine seriöse Konsumprognose für 2024 kann daher erst abgegeben werden, wenn absehbar ist, wie sich die Inflation und die weiteren wirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland zeigen. Unter den gegebenen Voraussetzungen appellieren die Hersteller und Importeure der Spirituosenbranche an die Politik, keine weiteren staatliche Eingriffe in den verschiedenen Bereichen wie Werbung, Warnhinweise, Lebensmittelrecht etc. für die Spirituosenbranche zu planen, sondern verlässliche Rahmenbedingungen zu setzen und so die Funktionsfähigkeit der Lieferketten und der entsprechenden Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten“, so BSI-Präsident Thomas Ernst.
Entwicklungen im Lebensmittel-Einzelhandel (LEH) im Jahr 2023
Nach Analysen der Marktforschung Circana GmbH sank der Absatz an Spirituosen im LEH (inklusive Aldi/Lidl/Norma) im Jahr 2023 um 4,5 Prozent auf rund 528 Millionen Flaschen à 0,7 Liter. Rund 76 Prozent des Gesamtabsatzes mit Spirituosen wurden 2023 über den Lebensmittel-Einzelhandel abgesetzt.
Die größten mengenmäßigen Marktanteile verbuchten weiterhin „Klare Spirituosen“ (rund 37,0 Prozent), „Liköre“ (rund 36,0 Prozent) und „Whisk(e)ys“ (rund 10,1 Prozent). Zu den Gewinnern zählten 2023 u. a.: Liköre (u. a. „restliche“ Liköre, Moccaliköre), Whisk(e)ys, Branntwein-Verschnitt, Aquavit, Raki, Doppelkümmel, Wacholder, Steinhäger, Tresterbrand, Armagnac und Bärwurz. Das Umsatzvolumen im Lebensmittel-Einzelhandel betrug 2023 rund 4,9 Milliarden Euro (Vorjahr: 4,9 Milliarden Euro). Das ist gut ein Viertel des Umsatzes aller alkoholhaltigen Getränke (Bier, Wein, Sekt und Spirituosen) im LEH.
Entwicklung des Außenhandels mit Spirituosen im Jahr 2023
Die Spirituosenimporte umfassten nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2023 rund 446 Millionen Flaschen à 0,7 Liter (-12,7 Prozent).
Die Spirituosenexporte betrugen im Jahr 2023 – nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes – rund 340 Millionen Flaschen à 0,7 Liter
(-3,7 Prozent).
Entwicklung des Spirituosen-Gesamtmarktangebots
Das Gesamtmarktangebot (Produktion + Import – Export) reduzierte sich – nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes und Schätzungen des BSI – im Jahr 2023 (im entsprechenden Vorjahresvergleich) um 14 Millionen Flaschen à 0,7 Liter bzw. um 4,0 Prozent.
Die gesamte Spirituosenbranche inklusive Importeure hatte 2023 eine stagnierende Umsatzentwicklung mit geschätzten rund 4,8 Milliarden Euro – darin enthalten sind rund 2,2 Milliarden Euro an Alkoholsteuern für Spirituosen.
Zahlen & Fakten 2023 | |
Distribution im LEH | 76 Prozent |
Umsatz im LEH | +1,4 Prozent |
Mengenmäßige Nachfrage im LEH 2023/2022 | - 4 Prozent |
Käuferreichweite | 67 Prozent |
Pro-Kopf-Konsum von Spirituosen | 5,1 Liter |
Gesamtmarktangebot | 710 Mio. Flaschen à 0,7 Liter |
Pro-Kopf-Konsum von Spirituosen
Der Konsum pro Kopf von Spirituosen lag 2023 bei rund 5,1 Liter Fertigware (Quelle: vorläufige Zahl des ifo Instituts – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V.) und verringerte sich damit um 0,1 Liter bzw. um 1,9 Prozent.
Im internationalen Vergleich des Spirituosen-Pro-Kopf-Konsums belegte Deutschland im Jahr 2022 Platz 52 – unter anderem hinter Südkorea, Belarus, Lettland, Estland, Bulgarien (Quelle: Analysen der Marktforschung „the IWSR and the IWSR Magazine [the Source for Wine & Spirits Analysis]“, London/Großbritannien).
Der Pro-Kopf-Verbrauch aller alkoholhaltigen Getränke (Bier, Wein, Sekt und Spirituosen) betrug 115,3 Liter im Jahr 2023 und sank damit zum entsprechenden Vorjahresvergleich um 4,8 Liter bzw. um 4,0 Prozent.
Verbrauchsteuern auf Spirituosen und alkoholhaltige Getränke 2023
Bei den Verbrauchsteuern für alkoholhaltige Getränke (Bier, Wein, Sekt, Spirituosen und spirituosenhaltige Mischgetränke sowie Zwischenerzeugnisse) in Höhe von 3.125,0 Millionen Euro (2022: 3.172,7 Millionen Euro) entfiel auf Spirituosen ein Anteil von 69,1 Prozent. Die Alkoholsteuer für Spirituosen sank 2023 im Vorjahresvergleich um 1,5 Prozent auf 2.159,0 Mio. Euro. Der Pro-Kopf-Konsum von Spirituosen – bezogen auf den Konsum aller alkoholhaltigen Getränke – entsprach im selben Zeitraum einem Anteil von lediglich 4,4 Prozent.
Struktur der Spirituosenbranche
Die Mitarbeiter- und Betriebsstruktur in der Spirituosenbranche ist seit Jahrzehnten in einem anhaltenden Konzentrationsprozess. Im Jahr 2023 ergab sich in der Spirituosenbranche in Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten eine Zunahme auf 3.282 Mitarbeiter (+87 Mitarbeiter/+2,7 Prozent), die stabil wie im Vorjahr in 52 Betrieben beschäftigt waren (Quelle: Angaben des Statistischen Bundesamtes).
Ausblick
In den letzten Jahren haben die zusätzlichen, wirtschaftlichen Herausforderungen weltweit, in der EU, aber auch in Deutschland zu signifikanten Veränderungen bezüglich Rohstoffangeboten, Lieferketten, Energiepreisen und Inflation geführt. Auch im Jahr 2024 ist Deutschland von einer Normalisierung der wirtschaftlichen Lage noch weit entfernt. Insbesondere der Fachkräftemangel, die Preissteigerungen für Rohstoffe, Glas, Transport und die Energieversorgung als auch die umfassende Bürokratie und der Fachkräftemangel beschäftigen die Spirituosenbranche weiterhin nachhaltig. Für die Mitglieder des BSI ist die Konsumentenstimmung dabei von besonderer Bedeutung. In Zeiten individueller werdender Wünsche ist es wichtig, auf die Bedürfnisse der Konsumenten/-innen einzugehen. Es sind dabei auch in Zukunft Kultur, Qualitätsbewusstsein, Markenpflege, Nachhaltigkeit und die Bereitschaft zu Innovationen für ein erfolgreiches unternehmerisches Handeln in der Spirituosenbranche unabdingbar.
„Die deutschen Hersteller und Importeure von Spirituosen erwarten, dass ihre Marken und Produkte für den Handel und die Gastronomie, aber auch Getränkefachgroßhandel ein wichtiger Umsatzträger bleiben sowie auch eine weiterhin attraktive Warengruppe mit stabiler Wertschöpfung für alle Distributionsschienen darstellen. Dabei ist es wichtig, den weltweiten Handel, aber auch die Preisentwicklung und die bürokratischen Entwicklungen in Deutschland zu beachten. An die Politik appellieren die Hersteller und Importeure von Spirituosen, die Freiräume und Planungssicherheit zu erhalten, die für eine gesunde Wertschöpfung in der Wirtschaft bei nachhaltiger Produktion vonnöten ist“, so BSI-Geschäftsführerin Angelika Wiesgen-Pick.
Über den BSI
Der BSI vertritt die Interessen der Spirituosen-Mitgliedsfirmen und bündelt als Dachverband der Spirituosenbranche in Deutschland mit seinen Mitgliedern rund 85 Prozent des Markenspirituosenumsatzes. Dabei sind Spirituosen vielfältig: Sie umfassen 44 Spirituosengattungen und eine Vielzahl geografisch spezifischer Produkte. Der Verband hat mit dem Ziel der Pflege und Förderung des verantwortungsvollen Umgangs mit alkoholhaltigen Getränken als wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe – der sich alle relevanten Gruppierungen stellen müssen – den „Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung“ bereits im Jahr 2005 auf Wunsch seiner Mitgliedsfirmen ins Leben gerufen. Dieser initiiert und unterstützt Präventions- und Verbraucherinformations-Maßnahmen, die nachhaltig ausgebaut und evaluiert werden und mit denen über den verantwortungsvollen Konsum von alkoholhaltigen Getränken informiert wird.
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